
Ich hatte das Glück, Kinokarten für die Precious-Preview zu gewinnen, ergo den Film vor dem öffentlichen Kinostart (25.3.2010) anzuschauen UND das für LAU! :)
Auf sämtlichen Festivals (Sundance Film Festival, Chicago Film Festival, Toronto Film Festival, etc.) wurde Precious von Kritikern gelobt und gewann unendlich viele Auszeichnungen. Dass sich ein Hype in den Ausmaßen eines Hurricanes daraus entstand, war zu erwarten. Ich vertraue Hypes nicht, solange ich mir die Filme nicht selbst angeschaut hab. Als ich und ne Freundin von mir das Kino verlassen haben, lag uns der Film im wahrsten Sinne des Wortes schwer im Magen. Nicht dass er misslungen wäre. Es ist allerdings dringend von ihm abzuraten, wenn man sich in einem emotional labilen Zustand befindet.
Harlem, 1987. Die sechzehnjährige Clareece "Precious" Jones (Gabourey Sidibe) ist Analphabetin, enorm übergewichtig, von ihrem Vater vergewaltigt worden und zum zweiten Mal von ihm schwanger. Die Misshandlungen und Tiraden ihrer Mutter (Mo'Nique) lässt sie schweigend über sich ergehen. Erst als Clareece auf eine alternative Schule wechselt, Anschluss zu ihren Klassenkameradinnen findet und ihre Lehrerin Ms. Rain (Paula Patton) Hoffnung gibt, scheint Clareece Mut zu fassen und neuen Lebenswillen zu schöpfen.
Precious ist harter Tobak. Clareece' Zuhause gleicht einem Albtraum aus ekligem, fettigem Essen, Prügel und wilden Zornausbrüchen ihrer Mutter, die rauchend und vor der Mattscheibe hockend von der Stütze lebt. Täglich brüllt sie ihre Tochter an, nennt sie "einen Haufen Scheiße" und "dumm". Es ist eine deprimierende, braundunkle Hölle in der sie sich befindet. Wenn Clareece davon träumt, wie ein berühmter Star über den roten Teppich zu laufen und von allen Seiten geliebt zu werden, weicht die Dunkelheit von ihr ab. Ihre Tagträume dienen nicht nur Clareece, sondern auch dem Zuschauer als Trost (der Streifen wär sonst echt nicht zu ertragen gewesen). Das Mädchen hat zu viel gelitten, zu viel erlebt, als dass sie ihrer Mutter Widerstand leisten könnte. Gabourey Sidibe ist eine absolute Neuentdeckung. Fast statisch und mit minimalem Spiel verkörpert sie eine gebrochene Figur, die erst lernen muss, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Ihre illustren Klassenkameradinnen (die hin und wieder für einige Lacher sorgen) und insbesondere ihre Lehrerin stehen ihr treu zur Seite. Hilfe bekommt Clareece ebenfalls von der Sozialarbeiterin ( Mariah Carey, mal ungeschminkt! :O). Richtig, die "Ich-kann-über-8-Oktaven-singen"-Mariah Carey, die im Film erstaunlicherweise (!!!) eine gute Figur gibt. Mo'Nique hatte von allen die undankbarste und komplexeste Rolle. Eine hässlichere, widerwärtigere und boshaftere Mutter gab es nicht mehr seit...naja. Glaube, so ne Figur gabs glaube ich noch nicht in der Kinogeschichte (wenn ja, könnt ihr mir gerne ne Mail schicken). Zum Schluss gibt es eine Szene, wo ihre harte Schale aufreißt und sie letztendlich doch menschliche Züge aufweist (einer der stärksten Szenen überhaupt). Zu recht warf man der Mo'Nique die Awards (BAFTA-Award, Golden Globe, Oscar, etc.) geradezu hinterher. Insgesamt kann der Cast beeindrucken (sogar Lenny Kravitz als männliche Krankenschwester spielt solide. Was isn das fürn Film, wo alle Glamour-Stars gut spielen können?!). Regisseur Lee Daniels schafft es, die Szenarien weder zu überdramatisieren noch weichzuzeichnen. Precious bietet zwar harte Themen (Außenseitertum, Vergewaltigung, Inzest, Aids), bleibt nichtsdestotrotz im Rahmen des Realistischen und hinterlässt nach dem Abspann einen zutiefst erschütternden Eindruck.
Fazit: Gelungen, aber nichts für Zartbesaitete.
Sonnige Grüße :]
bist ja doch fleißig fleißig am schreiben :)
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