
Comics wurden früher mit einem leichten Anflug von Spott geliebäugelt. Jedes Mal, wenn ich in der Grundschule einen Manga mitgenommen hab, verzogen meine Klassenkameraden auf lächerlichste Weise ihr Gesicht und riefen: "Iih, die liest da Sailor Moon!". Erstens war es kein Sailor Moon-Manga, zweitens besteht die japanische Comicwelt nicht nur aus langbeinigen Minirockträgerinnen mit Glubschaugen und unmöglichen Frisuren und drittens, die Themen mancher Comics sind gesellschaftskritischen, politischen, etc. Ursprungs. So wie auch der Graphic Novel "Persepolis" (Graphic Novel: Comics in Hardcoverformat) von Marjane Satrapi. In ihrer eigenen Comicautobiographie schildert die Iranerin ihre persönlichen Erlebnisse nach der Thronablösung des Schahs Mohammad Reza Pahlavi und den darauffolgenden Golfkrieg gegen Irak. Zusammen mit Vincent Paronnaud führte sie die Regie ihrer eigenen Comicverfilmung. Heraus kam ein stilistisch herausragendes, intelligentes Werk, das sich trotz seiner aufwühlenden Themen nicht allzu ernst nimmt.
Marjane ist acht Jahre alt, als der iranische Schah ins Exil flüchtet. Zunächst herrscht Erleichterung und Freude über die Bildung einer Republik. Allerdings reißen die Mullahs die Macht an sich und Marjanes Familie, die gegen den Schah rebellierte und auf der Seite der Revolutionären war, wird vehement unterdrückt. Die Zahl der Unruhen, Inhaftierten und Toten nehmen immer mehr zu, Frauen müssen sich in der Öffentlichkeit und in der Gegenwart von Männern mit Kopftuch zeigen. Marjanes Eltern schicken ihre Tochter nach Wien, damit sie ohne Zwänge ihre Schulausbildung fortführen kann. Aber Heimweh und Liebeskummer plagen der Jugendlichen...
In kindlicher Manier erläutert Satrapi, wie es zur Unterdrückung des iranischen Volkes kam und verbindet sie mit ihren persönlichen Erfahrungen. Die Schwarzweiß-Zeichnungen emphasieren das Grauen des neuen Regimes. Wenn ein Mullah Marjanes Mutter anschnauzt, dass er Frauen wie sie an die Wand drücke, kurz durckficke und sie wieder in den Müll werfe, ist das nicht nur erschreckend, sondern macht einem auch die Hilflosigkeit im Land deutlich. Nichtsdestotrotz bleibt der Humor in
Persepolis nicht zu kurz. Marjanes Kindheit, Jugend bishin zu ihrer Flucht nach Paris wird witzig und bewegend dargestellt. Marjane versucht auf ihre eigene Weise, mit Punk (yay!) und Metal (yay!), Sneakers und Michael Jackson-Button gegen die Dikatur zu rebellieren. Pfiffig wie sie ist, schafft Marjane sich auch jedes Mal aus einer misslichen Lage rauszureden. Stärkste Figur neben ihr ist ihre Großmutter, die Marjane daran erinnert, niemals ihre eigene Identität als Iranerin zu vergessen und dafür gradezustehen.
Normalerweise sind Synchronisationen nicht mal halb so gut wie das Original, weil sie zum Teil hölzern klingen und die Originaltexte nicht wiedergeben. Da aber nicht jedem Französisch liegt und Jasmin Tabatabai als Marjanes Synchronstimme einen außerordentlich guten Job hinlegt, dürfte für jeden die dt. Synchro zugänglich sein.
Persepolis ist gelungenes, unterhaltsames, bewegendes Kino, das sich zwischen Politdrama und Coming-of-Age-Comedy bewegt. Für Comicfans ist der Film eh ein Muss.
Fazit: Sehenswert!
Sonnige Grüße :]
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