Samstag, 20. März 2010

Julie & Julia... oder die Kunst, ein Ei zu pochieren



Man nehme eine Tiefkühlpizza, befreit sie aus der Plastikhülle, schiebt sie in den Ofen, dreht ihn voll auf und nach 30 Minuten ist man um 1200 Kalorien schwerer. Wers deftiger und anspruchsvoller mag, sollte einen Blick in Julia Childs Kochbücher werfen. Wer dit is? Neben Martha Stuart DIE Köchin, die in Amerika beibrachte, dass neben Tiefkühlkost und Dosenfutter was anderes in der Küche existiert und vor allem, dass Kochen = Spaß ist. Dies könnte auch auf den Film Julie & Julia treffen. Nora Ephron, die bereits für Klassiker wie "Harry & Sally" oder "Schlaflos in Seattle" die Scripts geschrieben hat (jaaaa, Chick-Flicks, würden die Männer unter euch rummaulen, aber dit sind echt JUTE Filme mit genialen Dialogen, also bitte net so sexistisch denken, ja? ;] ), führte bei dem im wahrsten Sinne des Wortes köstlichen Film Regie.
Der Film teilt sich in 2 Storylines auf: Julie ( Amy Adams) versucht innerhalb 365 Tage alle Rezepte (524) aus Julia Childs Buch
"Mastering the Art of French Cooking" nachzukochen und darüber einen Blog zu führen. Julia Child ( Meryl Streep) lebt Ende der 40er/ Anfang der 50er mit ihrem Diplomatengatten (Stanley Tucci) in Paris, besucht ne Kochschule und schreibt an das besagte Kochbuch.
Einst vorweg: Ich liebe Filme, die über das Zubereiten von Gerichten handeln. (abgesehen von "Das große Fressen", danach hatte ich nicht mal mehr Lust auf einen Apfel). Ich bin der Meinung, alles was mit Kunst (Dichtung, Malerei, Fotografie, Filme, etc.) zu tun hat, ist vergleichbar mit Essen. Beides verbindet eine gewisse (Lebens-)Freude, wobei Kunst natürlich eine Spur extremer ist. Und das weiß der Film auch zu versprühen: Ganz besonders sieht man das in den Szenen von Julia Child. Kein verregnetes Paris der Nachkriegszeit, sondern sonnendurchflutete Straßen und lachende Gesichter erwarten den Zuschauer. Julia Child ist eine höchst amüsante Person, die das Essen als auch das Leben liebt. Womöglich einer der markantesten Rollen von Meryl Streep. Egal in welche Figur sie sich verwandelt, sie weiß es gekonnt umzusetzen. Anfangs dachte ich, Julia Child wär besoffen, weil die ständig in so nem Art säuselnden Singsang spricht, bis ich nachgelesen hab, dass die Frau in Wirklichkeit auch so gesprochen hat. Wie Streep in dem Film spricht, ist echt herrlich. Unbedingt in OV angucken!!! Natürlich entspricht diese idealisierte Julia Child der Vorstellung von Julie Powell, eine Frau in ihren Endzwanzigern, die in einem Call-Center jobbt, sich Probleme anderer anhören muss und sich vor ihren Karrierefreundinnen als Versagerin fühlt. Selbst wenn Julie an ihrem Geburtstag in voller Julia Child-Montur Anekdoten aus dem Leben der Köchin erzählt, wirkt das nicht nervig, sondern eher naiv-niedlich. Amy Adams gelingt das Kunststück, dass ihre Julie trotz oder grad wegen ihrer Stimmungschwankungen und Krisen sympathisch wirkt. Dennoch find ich die Julia Child-Story stärker, weil charmanter. Meryl Streep und Stanley Tucci geben auf der Leinwand ein erschreckend wundervolles, verliebtes Paar ab, an das sich jedes Paar auf der ganzen Welt ein Beispiel nehmen sollte (jau, das ist ein Befehl!). Sie unterstützen sich gegenseitig, haben eine leidenschaftliche Beziehung und man spürt jede Sekunde ihre magische Bindung. Für mich eindeutig das schönste Leinwandpaar 2009 (kloppt die Bleichgesichter von "Twilight" in ne Tonne). Letzten Endes handelt der Film nicht ausschließlich vom Kochen, sondern auch, wie sehr Essen die Menschen verbindet und ändert.
Durch "Julie & Julia" habe ich nun eine veränderte Sicht aufs Kochen. Jedes Mal, wenn ich was zubereite, koche ich bewusster und bin offener für neue Gerichte. Zum Beispiel würde ich demnächst gerne ein Ei pochieren. Bin zwar Lacto-Vegetarier, aber mich würde es brennend interessieren, ob ich das auch hinkriegen würde. Aber glaubt ja nicht, dass ich als nächstes eine Ente entbeine...!

Fazit: Sehenswert!

Sonnige Grüße :]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen