
Einmal an einem öden Oster-Abend -wenn man auf Ratzingers gruselige Osterpredigt und Gibsons "Passion Christi" absolut keinen Bock hat- kommt einem
Roland Emmerichs vor Jahren lang erwarteter Steinzeit-Streifen
10.000 B.C. gelegen. Emmerich ist ohnehin ein Popcorn-Garant, wenn man sich gut und gern unterhalten werden möchte. Allerdings ist dieser Film nur im Kreis guter, humorvoller Filmfreunde, ner Schachtel Pizza und einem ordentlich köstlichen Kasten Bier zu genießen. Denn in einem anderen Ambiente als vor der Mattscheibe wäre es für
10.000 B.C. absolut nicht wert, extra Kohle hinzuschmeißen.
10.000 Jahre vor Christus. Ein primitiver Stamm irgendwo in den Bergen stößt auf Evolet, ein fremdes Mädchen mit prägnant blauen Augen. Sie wird zur Prophetin des Stamms, der "alten Mutter" (
Mona Hammond), geführt. Sie sagt voraus, dass "vierbeinige Dämonen" kommen und den Stamm in ihre "letzte Jagd" führen werden. Zudem soll ein Jäger das Mädchen Evolet heiraten und ihr Dorf in eine zivilisiertere Zeit bringen. Der Junge D'leh, dessen Vater den Stamm verlassen hat, verliebt sich in sie. Als er erwachsen wird, tötet D'leh (
Steven Strait) einen Mammut fast im Alleingang, um Evolet (
Camilla Belle) für sich zu gewinnen. Allerdings wird sie und ein Großteil des Stamms von einem fremden, viel weiter entwickelten Stamm entführt und versklavt. Zusammen mit seinem Ziehvater Tic`Tic (
Cliff Curtis), seinem Konkurrenten Ka'Ren (
Mo Zinal) und dem Waisen Baku (
Nathanel Baring) macht er sich auf dem Weg, sie zu retten.
Der Film ist so hanebüchen wie die Story klingt. Nicht nur dass er historische Begebenheiten verwurstelt (auf einem Schlag tauchen Mammuts und Pyramiden auf, nicht zu vergessen von dem Gastauftritt eines Säbelzahntigers) und alle Nebenfiguren irgendwie als Universalübersetzer fungieren (denn irgendwie müssen die sich mit den anderen Stämmen kommunizieren, wa?), Emmerich führt seine Figuren orientierungslos von einem Punkt zum nächsten, dass man sich fragt, wo zum Geier die jetzt sind. Vom ersten zum nächsten Augenblick befinden sich D'leh und seine Stammesangehörigen im tiefsten tropischen Dschungel, um im darauffolgenden Szenario in der Wüste zu landen. Über die historische und geographische Schludrigkeit hätte man vielleicht wegsehen können, wenn die anderen Komponenten halbwegs gestimmt hätten. Aber selbst Emmerichs Stärke, die Inszenierung, bleibt im Vergleich zu seinen Vorgängern ("Independence Day", "Day After Tomorrow") ungeheuer mager. Wenn D'leh und die anderen über die verschneiten Berge stampfen, hat das einen großen Schauwert. Zeitgleich fühlt man sich an Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Trilogie erinnert, so dass selbst diese Panorama-Bilder sich als billige Plagiate herausstellen.
Ohnehin war es ein Fehler von Emmerich, sein eigenes Drehbuch (das er zusammen mit seinem Komponisten Harald Kloser (wtf, why?!) geschrieben hat) verfilmen zu lassen. Emmerich ist halt kein Autorenfilmer wie Tarantino oder die Coens. Seine Figuren wirken austauschbar und stechen aus der ohnehin langweiligen Location nicht hervor. Emmerich verstrickt sich zu sehr um die Heldensaga um D'leh (ist ein Anagramm, lest es ma rückwärts), dass der gesamte Film drunter zu leiden hat. Die Charaktere wursteln von den Bergen bis zur Wüste sich irgendwie durch und lassen ganz nebenbei einen der unfreiwillig komischsten Dialoge ab. Beispiel:
Tic'Tic(bierernst): "Dein Vater hat dich nicht verlassen. Er ging fort, um die Welt zu retten."
D'leh: "Und die ganze Zeit hast du mich angelogen?"
Die mangelhafte Schauspielleistung trägt zum unfreiwilligen Humor dieses Filmchens bei. Es reicht einfach nicht, die Darsteller im Neandertaler-Look und mit Sperren gerüstet über die Steppen flanieren zu lassen, um ein authentisches Bild des Steinzeitalters zu erzeugen. Selbst die Mammuts und der Säbelzahntiger wirken aufgrund mieser CGI wie Fremdkörper.
Insgesamt sind es die Kleinigkeiten, die
10.000 B.C. zum Verhängnis wurden. Ob der sehenswert ist, hängt davon ab, ob man Lust auf Trash und genügend gutes Bier da hat.
Fazit: Misslungener Blockbuster, saugut mieser Trash.
Sonnige Grüße :]