
Anno 2007. Irgendwann an einem Sommerabend. Ich saß im Kino und schaute mir mit Hochspannung Death Proof an. Eine Stunde später hat sich die Zahl der Zuschauer im Saal auf mindestens die Hälfte dezimiert. Anders als der Trailer verspricht, ist der Film kein mainstreamiger Actioner, sondern vielmehr -und wie könnte es bei Quentin Tarantino nicht anders sein- eine tiefe Verbeugung vor den Grindhouse-Movies und kultigen Actionfilmen wie "Bullitt", "Vanishing Point" oder "French Connection". Wer stupide Auto-Action á la "The Fast and the Furious" erwartet, liegt bei Death Proof komplett falsch.
Texas. Die Moderatorin Jungle Julia (Sydney Poitier) will ein männerfreies Wochenende mit ihren Freundinnen Arlene alias Butterfly (Vanessa Ferlito) und Shanna (Jordan Ladd) verbringen. In einer Bar begegnen sie den düsteren Stuntman Mike (Kurt Russell). Nicht nur seine Narbe, die sich wie ein Krater quer durch sein ganzes Gesicht zieht, vor allem seine Karre -ein Dodge Charger-, flößt Arlene Angst ein. Anfangs präsentiert sich Mike als charmanter Gentleman, der sich allerdings als psychotischer Serienkiller entpuppt, wie bald seine Tresenbekanntschaft Pam (Rose McGowan) am eigenen Leibe erfahren muss. 14 Monate später in Tennessee heftet sich Mike an die Fersen von Kim (Tracie Thoms), Zoe (Zoe Bell), Abernathy (Rosario Dawson) und Lee (Mary Elizabeth Winstead). Doch das Quartett hat es faustdick hinter den Ohren...
Wie zu Anfang gesagt, ist die Action nicht das Entscheidende bei diesem Film. Vielmehr ist Death Proof ein Streifen über Frauen und Frauengespräche. In Tarantino'scher Manier wird über Männer, Beziehungen, Waffen, Filme und Affären am Filmset hergezogen. Vor allem wenn das Quartett um Rosario Dawson sich am Tisch unterhaltet und die Kamera um sie herumfährt, ist das eine kleine Reminiszenz an Tarantinos Debütfilm "Reservoir Dogs".
Eine weitere Stärke des Films sind die Darsteller. Sydney Poitier weist als sexy-wilde Dschungelamazone ihren Charme zu versprühen und Vanessa Ferlitos Lapdance ist einfach nur kultig. Im zweiten Handlungsbogen wird der Spieß umgedreht. Während im ersten Part die Frauen von Mike "gejagt" werden, hat der Stuntman sich vor der zweiten Frauengruppe zu fürchten. Besonders hervorzuheben ist die Stuntfrau Zoe Bell, die eine außerordentliche körperliche Leistung zu Tage führt. Ohne computertechnischen Firlefanz hangelt die sich auf einen rasenden Dodge Challenger, während Russell mit seiner Karre immerzu auf den Dodge einrammt. Wie sie mit 100 Sachen durch die Felder und Straßen brettern plus brachialem Finale ist so fulminant und atemberaubend, dass 3D-Effekte hierbei völlig überflüssig, gar störend erscheinen.
Nebenbei glänzt Death Proof mit gekonnt schmuddeliger Grindhouse-Optik (Kratzer, fleckiges Lichtflackern, Streifen und Schwarzweiß-Einblendungen), den Schmuddelfilmen der 60er-80er. Aber wer auf "voll krasse Auto-Action mit heißen Weibern" aus ist, wird sich schnell angeödet fühlen. Das Rätsel des halbleeren Kinosaals wär hiermit auch geklärt.
Fazit: Gelungen!
Sonnige Grüße :]
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