
Videospielverfilmungen sind so nütze wie die Zahlenfakten in der NEON. Man liest sie nicht durch, weil man das eventuell in der nächsten Klausur braucht, sondern weils Spaß macht und man auf Parties den großen Entertainer raushängen kann. Das Gleiche verhält sich mit Games: Man zockt sie aus Spaß, egal wie viel Arbeit man zu erledigen hat. Aber wieso muss man die auch noch verfilmen? Generell ist es eh spannender, seine Figuren zu agieren anstatt das von Produzenten und Drehbuchautoren tun zu lassen. Dass Game-Verfilmungen gewinnbringend sind, ist ein entscheidender Faktor. Ob das Resultat gelungen ist, ist bei meisten Fällen (äußerst) fraglich. Hitman von Xavier Gens ist eine durchaus stylishe Spielverfilmung, die sich von Game-Gurken wie "Doom" oder "Super Mario Bros." (ja, davon gibts echt n Film!) qualitativ abhebt, aber im Vergleich zu Actionfilmen wie "Léon" oder "Face/Off" den Kürzeren ziehen muss.
Eine geheime Bruderschaft, die "Organisation", züchtet kaltblütige Killer heran, die nur ein Ziel haben: Töten. Man tätowiert ihnen Strichcodes auf den Hinterkopf und bekommen als "Arbeitskleidung" einen schwarzen Anzug plus roter Krawatte verpasst. Unter ihnen ist die Nummer 47 (Timothy Olyphant), ein namenloser, glatzköpfiger Hitman. Nachdem er den russischen Präsidenten Mikhail Belicoff (Ulrich Thomsen) ausgeschaltet hat, beginnen erst richtig die Probleme. Nicht nur der Interpol-Agent Mike Whittier (Dougray Scott) macht Jagd auf ihn, sondern auch die Organisation setzt Killer auf die 47 an. Wäre das nicht genug, muss er sich mit der Prostituierten Nika (Olga Kurylenko) rumschlagen, die als Belicoffs Eigentum eine weitere Gefahr für ihn darstellt.
Wenn man sich die ganzen Game-Verfilmungen vor Augen hat, gibt es maximal ein, zwei, die aus der misslungenen-trashigen Masse herausstechen. Hitman gehört garantiert dazu. Gens hat sich stark an die Vorlage orientiert und einen überraschend soliden Film geliefert. Die kühlen Bilder sind stimmig und passen atmosphärisch zum Wesen der Protagonisten. Alles sieht extrem stylish und trendy aus. Nummer 47 ist ein emotionsloser, aber top-gestylter Profikiller, der nur ein Gesichtsausdruck drauf hat. Und da liegt schon das gröbste Missgeschick bei dem Film: Da die Szenarien und Figuren ziemlich steril erscheinen, kann sich der Zuschauer kaum in sie hineinfühlen und sich davon mitreißen lassen. Klar ist Olga Kurylenko in ihrem roten Abendkleid (hallo, sie ist ein Model!) ein absoluter Hingucker, natürlich sieht ganz St. Petersburg nach ein paar Photoshop-Prozeduren atemberaubend aus. Allerdings ist die Optik niemals das Nonplusultra bei einem Film. Wenn man das Geballer und die Tatsache außer Acht lässt, dass es sich hierbei um eine Game-Verfilmung handelt, so stellt sich Hitman als Paradenschau einer Labelkollektion á la Giorgio Armani heraus. Zwar ist die Story nachzuvollziehen, besteht aber zum großen Teil aus Versatzstücken aus anderen Actionfilmen, wo man sich fragen muss, ob die Autoren entweder zu einfallslos oder zu faul waren, sich einen eigenen Plot auszudenken. Zum Beispiel ist Nika eine Anspielung auf Luc Bessons "Nikita", das Verhältnis zwischen 47 und Nika ähnelt dem zwischen Léon und Mathilde aus "Léon der Profi", die Sache mit der Gesichtshaut ist aus John Woos "Face/Off" übernommen worden, ganz zu schweigen von dem Locationwechsel á la "Bourne". Natürlich könnte man meinen, dass das Jonglieren mit Filmzitaten ein Kunstgriff sein könnte. Allerdings wirken sie in Hitman eher lieblos und ohne Liebe zum Detail reingequetscht. Ein weiteres Manko sind die eindimensionalen, austauschbaren Figuren, die bis auf den Hitman und Nika keinen bleibenden Eindruck hinterlassen können.
Hitman ist als Game-Verfilmung gelungen, die besonders in den Actionszenen punktet. Allerdings reichen Geballer und eine trendige Optik nicht aus, um aus der Masse der 08/15-Actioner herauszustechen.
Fazit: Mittelmaß.
Sonnige Grüße :]