Montag, 12. April 2010

Hitman... Bang Bang macht's!



Videospielverfilmungen sind so nütze wie die Zahlenfakten in der NEON. Man liest sie nicht durch, weil man das eventuell in der nächsten Klausur braucht, sondern weils Spaß macht und man auf Parties den großen Entertainer raushängen kann. Das Gleiche verhält sich mit Games: Man zockt sie aus Spaß, egal wie viel Arbeit man zu erledigen hat. Aber wieso muss man die auch noch verfilmen? Generell ist es eh spannender, seine Figuren zu agieren anstatt das von Produzenten und Drehbuchautoren tun zu lassen. Dass Game-Verfilmungen gewinnbringend sind, ist ein entscheidender Faktor. Ob das Resultat gelungen ist, ist bei meisten Fällen (äußerst) fraglich. Hitman von Xavier Gens ist eine durchaus stylishe Spielverfilmung, die sich von Game-Gurken wie "Doom" oder "Super Mario Bros." (ja, davon gibts echt n Film!) qualitativ abhebt, aber im Vergleich zu Actionfilmen wie "Léon" oder "Face/Off" den Kürzeren ziehen muss.

Eine geheime Bruderschaft, die "Organisation", züchtet kaltblütige Killer heran, die nur ein Ziel haben: Töten. Man tätowiert ihnen Strichcodes auf den Hinterkopf und bekommen als "Arbeitskleidung" einen schwarzen Anzug plus roter Krawatte verpasst. Unter ihnen ist die Nummer 47 (Timothy Olyphant), ein namenloser, glatzköpfiger Hitman. Nachdem er den russischen Präsidenten Mikhail Belicoff (Ulrich Thomsen) ausgeschaltet hat, beginnen erst richtig die Probleme. Nicht nur der Interpol-Agent Mike Whittier (Dougray Scott) macht Jagd auf ihn, sondern auch die Organisation setzt Killer auf die 47 an. Wäre das nicht genug, muss er sich mit der Prostituierten Nika (Olga Kurylenko) rumschlagen, die als Belicoffs Eigentum eine weitere Gefahr für ihn darstellt.

Wenn man sich die ganzen Game-Verfilmungen vor Augen hat, gibt es maximal ein, zwei, die aus der misslungenen-trashigen Masse herausstechen. Hitman gehört garantiert dazu. Gens hat sich stark an die Vorlage orientiert und einen überraschend soliden Film geliefert. Die kühlen Bilder sind stimmig und passen atmosphärisch zum Wesen der Protagonisten. Alles sieht extrem stylish und trendy aus. Nummer 47 ist ein emotionsloser, aber top-gestylter Profikiller, der nur ein Gesichtsausdruck drauf hat. Und da liegt schon das gröbste Missgeschick bei dem Film: Da die Szenarien und Figuren ziemlich steril erscheinen, kann sich der Zuschauer kaum in sie hineinfühlen und sich davon mitreißen lassen. Klar ist Olga Kurylenko in ihrem roten Abendkleid (hallo, sie ist ein Model!) ein absoluter Hingucker, natürlich sieht ganz St. Petersburg nach ein paar Photoshop-Prozeduren atemberaubend aus. Allerdings ist die Optik niemals das Nonplusultra bei einem Film. Wenn man das Geballer und die Tatsache außer Acht lässt, dass es sich hierbei um eine Game-Verfilmung handelt, so stellt sich Hitman als Paradenschau einer Labelkollektion á la Giorgio Armani heraus. Zwar ist die Story nachzuvollziehen, besteht aber zum großen Teil aus Versatzstücken aus anderen Actionfilmen, wo man sich fragen muss, ob die Autoren entweder zu einfallslos oder zu faul waren, sich einen eigenen Plot auszudenken. Zum Beispiel ist Nika eine Anspielung auf Luc Bessons "Nikita", das Verhältnis zwischen 47 und Nika ähnelt dem zwischen Léon und Mathilde aus "Léon der Profi", die Sache mit der Gesichtshaut ist aus John Woos "Face/Off" übernommen worden, ganz zu schweigen von dem Locationwechsel á la "Bourne". Natürlich könnte man meinen, dass das Jonglieren mit Filmzitaten ein Kunstgriff sein könnte. Allerdings wirken sie in Hitman eher lieblos und ohne Liebe zum Detail reingequetscht. Ein weiteres Manko sind die eindimensionalen, austauschbaren Figuren, die bis auf den Hitman und Nika keinen bleibenden Eindruck hinterlassen können.
Hitman ist als Game-Verfilmung gelungen, die besonders in den Actionszenen punktet. Allerdings reichen Geballer und eine trendige Optik nicht aus, um aus der Masse der 08/15-Actioner herauszustechen.

Fazit: Mittelmaß.

Sonnige Grüße :]

Mittwoch, 7. April 2010

Death Proof... "Ich bin die geilste Muschi auf der ganzen Straße!"




Anno 2007. Irgendwann an einem Sommerabend. Ich saß im Kino und schaute mir mit Hochspannung Death Proof an. Eine Stunde später hat sich die Zahl der Zuschauer im Saal auf mindestens die Hälfte dezimiert. Anders als der Trailer verspricht, ist der Film kein mainstreamiger Actioner, sondern vielmehr -und wie könnte es bei Quentin Tarantino nicht anders sein- eine tiefe Verbeugung vor den Grindhouse-Movies und kultigen Actionfilmen wie "Bullitt", "Vanishing Point" oder "French Connection". Wer stupide Auto-Action á la "The Fast and the Furious" erwartet, liegt bei Death Proof komplett falsch.

Texas. Die Moderatorin Jungle Julia (Sydney Poitier) will ein männerfreies Wochenende mit ihren Freundinnen Arlene alias Butterfly (Vanessa Ferlito) und Shanna (Jordan Ladd) verbringen. In einer Bar begegnen sie den düsteren Stuntman Mike (Kurt Russell). Nicht nur seine Narbe, die sich wie ein Krater quer durch sein ganzes Gesicht zieht, vor allem seine Karre -ein Dodge Charger-, flößt Arlene Angst ein. Anfangs präsentiert sich Mike als charmanter Gentleman, der sich allerdings als psychotischer Serienkiller entpuppt, wie bald seine Tresenbekanntschaft Pam (Rose McGowan) am eigenen Leibe erfahren muss. 14 Monate später in Tennessee heftet sich Mike an die Fersen von Kim (Tracie Thoms), Zoe (Zoe Bell), Abernathy (Rosario Dawson) und Lee (Mary Elizabeth Winstead). Doch das Quartett hat es faustdick hinter den Ohren...

Wie zu Anfang gesagt, ist die Action nicht das Entscheidende bei diesem Film. Vielmehr ist Death Proof ein Streifen über Frauen und Frauengespräche. In Tarantino'scher Manier wird über Männer, Beziehungen, Waffen, Filme und Affären am Filmset hergezogen. Vor allem wenn das Quartett um Rosario Dawson sich am Tisch unterhaltet und die Kamera um sie herumfährt, ist das eine kleine Reminiszenz an Tarantinos Debütfilm "Reservoir Dogs".
Eine weitere Stärke des Films sind die Darsteller. Sydney Poitier weist als sexy-wilde Dschungelamazone ihren Charme zu versprühen und Vanessa Ferlitos Lapdance ist einfach nur kultig. Im zweiten Handlungsbogen wird der Spieß umgedreht. Während im ersten Part die Frauen von Mike "gejagt" werden, hat der Stuntman sich vor der zweiten Frauengruppe zu fürchten. Besonders hervorzuheben ist die Stuntfrau Zoe Bell, die eine außerordentliche körperliche Leistung zu Tage führt. Ohne computertechnischen Firlefanz hangelt die sich auf einen rasenden Dodge Challenger, während Russell mit seiner Karre immerzu auf den Dodge einrammt. Wie sie mit 100 Sachen durch die Felder und Straßen brettern plus brachialem Finale ist so fulminant und atemberaubend, dass 3D-Effekte hierbei völlig überflüssig, gar störend erscheinen.
Nebenbei glänzt Death Proof mit gekonnt schmuddeliger Grindhouse-Optik (Kratzer, fleckiges Lichtflackern, Streifen und Schwarzweiß-Einblendungen), den Schmuddelfilmen der 60er-80er. Aber wer auf "voll krasse Auto-Action mit heißen Weibern" aus ist, wird sich schnell angeödet fühlen. Das Rätsel des halbleeren Kinosaals wär hiermit auch geklärt.

Fazit: Gelungen!

Sonnige Grüße :]

Dienstag, 6. April 2010

10.000 B.C. ... die "erste Heldensaga"



Einmal an einem öden Oster-Abend -wenn man auf Ratzingers gruselige Osterpredigt und Gibsons "Passion Christi" absolut keinen Bock hat- kommt einem Roland Emmerichs vor Jahren lang erwarteter Steinzeit-Streifen 10.000 B.C. gelegen. Emmerich ist ohnehin ein Popcorn-Garant, wenn man sich gut und gern unterhalten werden möchte. Allerdings ist dieser Film nur im Kreis guter, humorvoller Filmfreunde, ner Schachtel Pizza und einem ordentlich köstlichen Kasten Bier zu genießen. Denn in einem anderen Ambiente als vor der Mattscheibe wäre es für 10.000 B.C. absolut nicht wert, extra Kohle hinzuschmeißen.

10.000 Jahre vor Christus. Ein primitiver Stamm irgendwo in den Bergen stößt auf Evolet, ein fremdes Mädchen mit prägnant blauen Augen. Sie wird zur Prophetin des Stamms, der "alten Mutter" (Mona Hammond), geführt. Sie sagt voraus, dass "vierbeinige Dämonen" kommen und den Stamm in ihre "letzte Jagd" führen werden. Zudem soll ein Jäger das Mädchen Evolet heiraten und ihr Dorf in eine zivilisiertere Zeit bringen. Der Junge D'leh, dessen Vater den Stamm verlassen hat, verliebt sich in sie. Als er erwachsen wird, tötet D'leh (Steven Strait) einen Mammut fast im Alleingang, um Evolet (Camilla Belle) für sich zu gewinnen. Allerdings wird sie und ein Großteil des Stamms von einem fremden, viel weiter entwickelten Stamm entführt und versklavt. Zusammen mit seinem Ziehvater Tic`Tic (Cliff Curtis), seinem Konkurrenten Ka'Ren (Mo Zinal) und dem Waisen Baku (Nathanel Baring) macht er sich auf dem Weg, sie zu retten.

Der Film ist so hanebüchen wie die Story klingt. Nicht nur dass er historische Begebenheiten verwurstelt (auf einem Schlag tauchen Mammuts und Pyramiden auf, nicht zu vergessen von dem Gastauftritt eines Säbelzahntigers) und alle Nebenfiguren irgendwie als Universalübersetzer fungieren (denn irgendwie müssen die sich mit den anderen Stämmen kommunizieren, wa?), Emmerich führt seine Figuren orientierungslos von einem Punkt zum nächsten, dass man sich fragt, wo zum Geier die jetzt sind. Vom ersten zum nächsten Augenblick befinden sich D'leh und seine Stammesangehörigen im tiefsten tropischen Dschungel, um im darauffolgenden Szenario in der Wüste zu landen. Über die historische und geographische Schludrigkeit hätte man vielleicht wegsehen können, wenn die anderen Komponenten halbwegs gestimmt hätten. Aber selbst Emmerichs Stärke, die Inszenierung, bleibt im Vergleich zu seinen Vorgängern ("Independence Day", "Day After Tomorrow") ungeheuer mager. Wenn D'leh und die anderen über die verschneiten Berge stampfen, hat das einen großen Schauwert. Zeitgleich fühlt man sich an Peter Jacksons "Herr der Ringe"-Trilogie erinnert, so dass selbst diese Panorama-Bilder sich als billige Plagiate herausstellen.
Ohnehin war es ein Fehler von Emmerich, sein eigenes Drehbuch (das er zusammen mit seinem Komponisten Harald Kloser (wtf, why?!) geschrieben hat) verfilmen zu lassen. Emmerich ist halt kein Autorenfilmer wie Tarantino oder die Coens. Seine Figuren wirken austauschbar und stechen aus der ohnehin langweiligen Location nicht hervor. Emmerich verstrickt sich zu sehr um die Heldensaga um D'leh (ist ein Anagramm, lest es ma rückwärts), dass der gesamte Film drunter zu leiden hat. Die Charaktere wursteln von den Bergen bis zur Wüste sich irgendwie durch und lassen ganz nebenbei einen der unfreiwillig komischsten Dialoge ab. Beispiel:
Tic'Tic(bierernst): "Dein Vater hat dich nicht verlassen. Er ging fort, um die Welt zu retten."
D'leh: "Und die ganze Zeit hast du mich angelogen?"

Die mangelhafte Schauspielleistung trägt zum unfreiwilligen Humor dieses Filmchens bei. Es reicht einfach nicht, die Darsteller im Neandertaler-Look und mit Sperren gerüstet über die Steppen flanieren zu lassen, um ein authentisches Bild des Steinzeitalters zu erzeugen. Selbst die Mammuts und der Säbelzahntiger wirken aufgrund mieser CGI wie Fremdkörper.
Insgesamt sind es die Kleinigkeiten, die 10.000 B.C. zum Verhängnis wurden. Ob der sehenswert ist, hängt davon ab, ob man Lust auf Trash und genügend gutes Bier da hat.

Fazit: Misslungener Blockbuster, saugut mieser Trash.

Sonnige Grüße :]